Erschienen im am 12.02.2015
Das Projekt aus Ladelund und seine Initiatorin Heike Prechel belegen bei der landesweiten Auswahl zum Menschen des Jahres den zweiten Platz
Wenn sie vorher geahnt hätte, welche Aufregungen mit einer Nominierung als „Mensch des Jahres 2014“ verbunden sein würden, dann hätte sie nicht so schnell zugestimmt, bei dem Wettbewerb mitzumachen. Das gesteht Heike Prechel, während sie im Saal des Plöner Schlosses auf den Beginn der Veranstaltung wartet. Ende November wählten die Leser des Nordfriesland Tageblatt die Ladelunderin zu ihrem „Mensch des Jahres 2014“. Heike Prechel hielt die Aktion damit für beendet. „Ich ahnte nicht, dass die ganze Sache dann auch noch landesweit weitergeht.“ Das tat sie aber. Denn auch die übrigen Lokalredaktionen des Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlags oder des A. Beig-Verlags schickten ihre Kandidaten ins Rennen. 16 waren es insgesamt, die sich dem Votum der Schleswig-Holsteiner stellten. Am Ende kristallisierten sich drei Finalisten heraus, darunter auch die Südtonderanerin. Der Ladelunder Bürgerbus wurde bekannt, nicht nur im ganzen Land. Nun nahmen auch Pressevertreter anderer Bundesländer das Fahrzeug, das die Landbevölkerung mobiler macht, wahr. Etliche Anrufe und Anfragen folgten. Heike Prechel gab Interviews, hielt Vorträge, wurde von Kamerateams gefilmt – obwohl sie nach eigenem Bekunden gar nicht gern im Mittelpunkt steht. Und gestern nun saß sie in der ersten Reihe im Schloss, um auf das Ergebnis des Votings zu warten.
Platz 2 wurde es, wie Andreas Tembrockhaus, Geschäftsführer der Flensburger Brauerei, schließlich verkündete. Er erinnerte in seiner Laudatio daran, dass die Gründung des Bürgerbusvereins einer Seniorenweihnachtsfeier in Ladelund zu verdanken ist, auf der Heike Prechel erstmals von solch einem Mobilitätskonzept hörte. „Der Gedanke ging ihr nicht mehr aus dem Kopf. Viele Hürden mussten überwunden werden. Das Projekt entwickelte sich zum Vollzeitjob. Seit dem 14. Juli fährt nun der Bus als Linienverkehr zwischen Ladelund und den Nachbarorten – und zwar mit großem Erfolg“, lobte Andreas Tembrockhaus und brachte es auf den Punkt: „Was Heike Prechel anpackt, das läuft – oder besser gesagt, es rollt.“
Dass der gesamte Trubel der letzten Wochen nun zum zweiten Platz führte, war der Ladelunderin nur recht. „Ich habe gar keinen Wert darauf gelegt, Erste zu werden. Und ich hätte es auch noch schöner gefunden, wenn gar kein Gewinner gekürt worden wäre. Alle 16 Kandidaten haben doch auf ganz unterschiedliche Weise etwas Großes geleistet, und es ist doch schwer, Äpfel mit Birnen zu vergleichen.“ Die gesamte Kandidatur mit Auszeichnung habe dem Bürgerbus gut getan. „Und deshalb habe ich mitgemacht“, bilanzierte die Zweitplatzierte am Ende.
Kurz vor der Rückfahrt nach Südtondern nutzte Heike Prechel in einem ruhigen Moment die Gelegenheit, den stellvertretenden Ministerpräsidenten Robert Habeck über die insgesamt drei Bürgerbusse im Land zu informieren. Ihm gab sie auch Unterlagen für den Ministerpräsidenten Torsten Albig mit, von dem sich die Bürgerbusvereine im Land mehr Unterstützung erhoffen. Heike Prechel mag sich zwar selbst als eher zurückhaltend beschreiben, wenn es sich jedoch um den Ladelunder Bürgerbus dreht, geht die Nordfriesen in die Offensive.
von Sibylle Bremer