Erschienen im am 01.07.2016
Der Vorstand des Vereins Bürgerbus Ladelund gibt nicht nur sein Wissen weiter, sondern erhofft sich auch eine verlässliche Landesförderung für das Projekt.
Der Bürgerbus in Ladelund ist eine Erfolgsgeschichte – das ist längst auch über die Region hinaus bekannt. Das Wissen und die Erfahrungen des Vereins sollen bald anderen Moblilitäts-Initiativen in Schleswig-Holstein zur Verfügung stehen. Der Nahverkehrsverbund Schleswig-Holstein (NahSH) will gemeinsam mit seinen Gesellschaftern – Land, Kreise und kreisfreie Städte – einen Leitfaden erstellen, der alle wichtigen Informationen zum Thema Bürgerbus zusammenfasst.
An der Erstellung maßgeblich beteiligt: die Mobilitäts-Experten für den ländlichen Raum aus Ladelund, die viel Energie und Durchhaltevermögen bewiesen haben. Den Leitfaden sieht der Vereinsvorstand um die Vorsitzende Heike Prechel nicht nur als Chance, anderen Bürgerbus-Projekten im Land auf die Räder zu helfen, sondern er erhofft sich auch finanzielle Sicherheit durch eine verlässliche, planbare Landesförderung für die Ladelunder Initiative.
Zweieinhalb Jahre hat es gedauert, bis der Bürgerbus-Verein Ladelund den ersten Bus ins Rollen brachte. „Wir mussten einen langen Atem haben, und es gab viele Stolpersteine“, sagt Heike Prechel rückblickend. „Aber unser Bürgerbus-Projekt zeigt ja, dass es funktioniert. Wir sind in enger Kooperation mit der Autokraft GmbH ein kleines Verkehrsunternehmen geworden.“ Inzwischen ist das Mobilitätsangebot für den ländlichen Raum mit drei Fahrzeugen im Einsatz, es wurden bereits knapp 30 000 Fahrgäste transportiert. Und auch das Finanzamt sitzt mit im Bus: „Weil wir Einnahmen haben, müssen wir auch Steuern zahlen.“
Der geplante Leitfaden ist für Heike Prechel ein entscheidender Schritt: „Im Gegensatz zu anderen Bundesländern gibt es bisher nur zwei Bürgerbusse in Schleswig-Holstein, die als Ergänzung zum öffentlichen Nahverkehr allen offenstehen.“ Betrieben werden sie auf Fehmarn und in Ladelund. Drei weitere Bürgerbusvereine bereiten sich auf den Linienbetrieb vor, und zwar in Malente, Meldorf und im südlichen Dithmarschen. Zusammenarbeit und Austausch sind für die Akteure essenziell, deshalb haben sich die Initiativen 2015 zur Arbeitsgemeinschaft „Pro Bürgerbus Schleswig-Holstein“ vereint. „Die Kollegen aus Dithmarschen waren anfangs ganz überrascht, dass wir Ladelunder unser gesammeltes Wissen ganz selbstverständlich weitergegeben haben“, sagt Heike Prechel schmunzelnd. Sie weiß jedoch ganz genau, wie mühsam es für sie am Anfang war, an Informationen zu kommen. „Bürgerbus-Leitfäden anderer Bundesländer, zum Beispiel für Nordrhein-Westfalen, waren unsere Bibel und haben uns in der Gründungsphase sehr geholfen.“
Bereits im vergangenen Jahr hat der Verein in einer Stellungnahme an den Wirtschaftsausschuss des Schleswig-Holsteinischen Landtags darauf aufmerksam gemacht, wie nötig und nützlich Bürgerbusse in der ländlichen Region sind. Prechel: „Diese Ergänzung zum Öffentlichen Personen-Nahverkehr wird in anderen Bundesländern bereits gezielt genutzt und gefördert. In Schleswig-Holstein müssen wir allerdings noch sehr viel Aufklärungsarbeit leisten.“ Insgesamt sei der Informationsbedarf auf allen Ebenen sehr groß. „Es sollte ein einfaches, unbürokratisches Antragsverfahren geben. Ein Leitfaden speziell für Schleswig-Holstein, der regionale, individuelle Vorgaben berücksichtigt, wird gebraucht.“
Heike Prechels Anregungen sind offenbar auf fruchtbaren Boden gefallen. Am 6. Juli findet ein erstes Planungstreffen auf Einladung von Nah-SH statt, in Vorbereitung dazu hat sich „Pro Bürgerbus“ in Ladelund getroffen. Im Herbst 2016 soll der Leitfaden öffentlich vorgestellt werden. Angedacht sind ein informativer Teil für Kommunen und andere Interessierte sowie praktische Planungshilfen für Bürgerbus-Initiativen. Ob die Finanzierung von Bürgerbusprojekten ebenfalls Thema im Leitfaden sein werde, sei noch offen, heißt es in einer Mitteilung von Nah-SH. Hier sei noch abzuwarten, wie und in welcher Höhe die Regionalisierungsmittel des Bundes künftig im Land zur Verfügung stünden.
Gerade auf eine verlässliche Landes-Finanzierungshilfe, wie es sie bereits in anderen Bundesländern gibt, hofft allerdings der Bürgerbusverein Ladelund. „Das wäre ein Meilenstein, wenn wir das im Leitfaden verankern könnten. Wir schreiben zwar schwarze Zahlen, aber für die Anschaffung eines neuen Busses brauchen wir finanzielle Unterstützung“, sagt Heike Prechel. Ihr Mann Peter Prechel, zweiter Vorsitzender des Vereins, ergänzt: „Wir möchten als Pilotprojekt gerne versuchen, allen auf die Sprünge zu helfen, damit es bald möglichst viele Bürgerbusse in Schleswig-Holstein gibt.“